Satyrikon~

Jan. 17th, 2010 10:00 pm
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Da ich mometan nicht wirklich Zeit zum posten finde, unterhalte ich meine verwerte Leserschaft in der Zwischenzeit mit einer antiken Geschichte. Sehr lehrreich, sehr weise. Gelesen von mir heute auf dem Rückweg von meinen Eltern in das bescheide und einsame Studieappartement - sehr aufbauend und moralförderlich.

Wenn ich Gelegenheit finde, berichte ich von dem eigenen Leben (nichts tue ich lieber als von mir selbst zu sprechen, wie sehr ich auch darauf achte, bei den anderen den Eindruck zu erwcken, ich würde von Gott und der Welt reden~) aber heute sind stattdessen nur die Zeilen aus dem Satyrikon - immerhin werde ich vom Leben gerade ähnlich behandelt wie der werte Eumolpus, der zu viel wollte und auch das Pech hatte, das zu bekommen, was er wollte~


SATYRIKON
Gaius Petronius ["Petron"] gest. 66 n. Chr.;
Übersetzung: Werner Krenkel, 1976

85. (Eumolpus:) "Als ich einmal vom Quästor dienstlich nach Kleinasien mitgenommen wurde, bekam ich in Pergamon Quartier. Ich wohnte gern dort, nicht nur wegen der Eleganz der Häuser, sondern auch wegen des bildschönen Sohnes meines Wirtes. Ich überlegte mir einen Plan, wie ich dem Hausherrn nicht als Liebhaber verdächtig wäre. (2) Sooft nämlich während eines Gastmahls die Rede auf die Knabenliebe kam, ereiferte ich mich so sehr, verwahrte ich mich mit so finsterer Strenge dagegen, meine Ohren durch eine unanständige Unterhaltung verletzen zu lassen, daß mich besonders die Mutter für einen ausgemachten Philosophen ansah (3) Ich hatte aber schon damit begonnen, den Jungen zum Sportplatz zu begleiten, ich war es, der seine Studien regelte, ich war es, der ihn lehrte und unterwies, damit ja kein Räuber seiner Körperschönheit in das Haus eingelassen würde (...) (4) Als wir einmal im Speisesaal lagen, weil ein Feiertag uns Freizeit gebracht und die länger ausgedehnte Festfreude uns zu träge zum Zubettgehen gemacht hatte, merkte ich etwa um Mitternacht, daß der Junge noch wach lag. (5) Deshalb legte ich in ganz unterdrücktem Gemurmel ein Gelübde ab: Allmächtige Venus, wenn ich den Jungen so küssen kann, daß er es nicht merkt, will ich ihm morgen ein Pärchen Tauben schenken. (6) Kaum hatte er den Preis meines Vergnügens gehört, fing der Knabe auch schon an zu schnarchen. Deshalb machte ich mich an den kleinen Heuchler heran und drang mit einer Reihe verstohlener Küsse auf ihn ein. Mit diesem Anfang zufrieden, stand ich hübsch früh auf, brachte ihm ein ausgesuchtes Taubenpärchen, wie er es schon erwartete, und löste so mein Gelübde ein.

86. In der folgenden Nacht, als sich die gleiche Gelegenheit bot, änderte ich meinen Wunsch und sagte: 'Wenn ich ihn hier mit kecker Hand betasten kann und er es nicht merkt, will ich ihm für sein Stillhalten zwei ganz rauflustige Kampfgockel schenken.' (2) Auf dieses Gelübde hin drängte sich der Junge von selbst heran und bekam, glaub ich, Angst, ich könnte einschlafen (3) Ich befreite ihn von dieser Sorge und berauschte mich an seinem ganzen Körper, ohne freilich den Gipfel der Wollust völlig zu erklimmen. Als dann der Tag anbrach, überreichte ich ihm zu seiner Freude alles, was ich versprochen hatte. (4) Als die dritte Nacht eine Gelegenheit bot, stand ich auf und sagte dicht am Ohr des Jungen, der nur zum Schein schlief: 'Unsterbliche Götter, wenn ich bei ihm hier die volle, lang ersehnte Lust genießen darf, will ich für dieses Glück morgen dem Jungen den besten makedonischen Zelter schenken, unter der Bedingung freilich, daß er nichts merkt (5) Niemals war der Junge in tieferem Schlaf entschlummert. Also füllte ich mir zuerst die Hände mit seinen Milchbrüsten, bald verband uns ein Kuß, dann vereinigte ich alle meine Wünsche in einem. (6) Am Morgen saß er im Schlafzimmer und wartete auf das übliche Geschenk von mir. Man weiß, wieviel leichter es ist, Tauben und Gockelhähne zu kaufen als einen Zelter, und außerdem fürchtete ich auch, ein so großartiges Geschenk werde meine Freundlichkeit verdächtig machen. (7) Nachdem ich also einige Stunden spazierengegangen war, kehrte ich in mein Quartier zurück und gab dem Jungen nichts weiter als einen Kuß. Er aber schaute sich nach allen Seiten um und sagte, wie er mir die Arme um den Hals schlang: ,Bitte, mein lieber Herr, wo ist der Zelter?' (...)

87. Da ich mir wegen dieser Kränkung den gebahnten Zugang versperrt hatte, kehrte ich wieder Zu meinen dreisten Annäherungsversuchen zurück. Denn als nach Verlauf nur weniger Tage ein ähnlicher Zufall uns in dieselbe glückliche Lage versetzte und ich merkte, daß sein Vater schnarchte, bat ich den Jungen, sich mit mir doch wieder auszusöhnen, das heißt, sich zufriedenstellen zu lassen - und was uns sonst noch der bedrängendste Aufstand eingibt. (2) Er aber war ganz zornig und sagte nichts weiter als dies: ,Schlaf oder ich sag's gleich dem Vater!' (3) Nichts ist so schwierig, als daß es Frechheit nicht erzwänge. Als er sagte: ,Ich weck den Vater', schlängelte ich mich trotzdem hinein und rang ihm, während er sich nur zum Schein wehrte, den Genuß ab. (4) Aber er war nicht unerfreut über meine Dreistigkeit, und nachdem er lange geklagt hatte, er sei belogen und betrogen und unter seinen Mitschülern blamiert worden, bei denen er mit meinem Geldbeutel geprahlt hatte, sagte er: (5) ,Trotzdem wirst du sehen, ich bin nicht so wie du Wenn du willst, mach noch mal!' (6) Nachdem nun alle Kränkung vergessen war, söhnte ich mich mit dem Jungen aus, machte Gebrauch von seinem freundlichen Angebot und fiel dann in Schlaf. (7) Aber er war nicht zufrieden mit der einen Wiederholung, der Junge, der in voller Reife stand und in den Jahren, die nach der Hingabe verlangen. Und so weckte er mich; ich war noch ganz benommen ,Willst du?' fragte er. (8) Und sein Anerbieten war mir noch keineswegs unangenehm. So recht und schlecht wurde er also unter Keuchen und Schwitzen abgerieben und kriegte, was er gewollt hatte, und ich sank wieder in Schlaf, erschöpft vom Vergnügen (9) Nach Verlauf einer knappen Stunde fangt er wieder an, mich mit der Hand zu stupsen und meint: ,Warum machen wir's nicht?' (10) Nachdem ich nun so oft hochgejagt worden war, wurde ich aber sehr zornig, und ich gab ihm seine eigenen Worte zurück: ,Schlaf oder ich sag's gleich dem Vater!'"

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